Google Daydream Test

Auflösung | Smartphone |
Besonderheiten | Leichte VR-Brille aus Stoff |
Erscheinungstermin | Seit Oktober 2016 auf dem Markt |
Framerate | Smartphone |
Preis | 70 € |
Gewicht | 218 Gramm |
Korrektur | keine Dioptrieneinstellung möglich |
Sound | Smartphone |
Sichtfeld | 101° |
Stromversorgung | keine Stromversorgung notwendig |
Tracking | Smartphone |
Technik | Smartphone |
Kompatibilität | Google Pixel, Google Pixel XL |
Name | Google Daydream |
Im Zusammenhang mit der Virtual Reality denken die meisten Menschen zuerst an die Cardboard VR-Brille, wenn von Google die Rede ist. Nach der VR-Plattform zum Selbstbauen aus Karton bietet Google mit der Daydream nun jedoch auch eine weitere VR-Brille an, die aus Stoff besteht und über einen zusätzlichen Handcontroller verfügt. Sie ermöglicht einen preiswerten und doch beeindruckenden Start in die virtuelle Realität.
Mit der neuen Daydream View will Google die Welt der Virtuellen Realität in Zukunft stärker beeinflussen und vor allem eine starke Konkurrenz zur Gear VR darstellen. Bislang spielte das Unternehmen in puncto VR eine eher untergeordnete Rolle, während die Gear VR, die ausschließlich mit Samsung Smartphones kompatibel ist, im mittleren Qualitätssegment lag. Die erheblich teureren Headsets HTC Vive, PlayStation VR und Oculus Rift hingegen gelten als Premium-Klasse der VR-Technologie. Doch überwiegen die Vorteile der Google Daydream tatsächlich, sodass es ihr gelingen wird, in der Mittelklasse der VR-Plattformen Fuß zu fassen?
Die wichtigsten Features der Google Daydream
Mit der Daydream möchte Google vor allem das Mid-Budget-VR-Segment ansprechen, denn sie kostet lediglich 70 Euro. Es handelt sich hierbei um eine VR-Brille, die mit dem eigenen Smartphone verwendet wird, aber in puncto Tragekomfort und Technologie der Konkurrenz einige Schritte voraus ist.
Selbst die professionellen VR-Brillen wie die HTC Vive schlägt die Google Daydream View zumindest hinsichtlich des Tragegefühls, denn sie besteht aus weichem Textil. Darüber hinaus ist sie vergleichsweise leicht: Ohne Smartphone wiegt sie gerade mal 218 Gramm, während die Gear VR 100 Gramm mehr auf die Waage bringt.
Das geringe Gewicht wirkt sich nicht nur positiv auf den Tragekomfort aus, sondern hat auch noch einen weiteren Vorteil: Der zusätzliche Gurt, den die Oculus Rift und die HTC Vive benötigen, ist für diese VR-Brille nicht erforderlich. Selbst schnelle Kopfbewegungen sind möglich, ohne dass das Headset nach unten rutscht.
Von Google Daydream unterstützte Smartphones
Derzeit können nur die beiden – leider sehr teuren – Google-Smartphones Pixel und Pixel XL mit der Daydream eingesetzt werden. Es ist aber geplant, dass später auch die Geräte anderer Hersteller eine Daydream-Zertifizierung erhalten sollen. Laut dem Unternehmen arbeitet Google jetzt schon mit HTC, LG, Motorola, Asus, Alcatel, Xiaomi, Huawei und ZTE zusammen. Bisher ist noch nicht abschließend geklärt, welche Hardware-Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit ein Smartphone eine solche Daydream-Zertifizierung erhalten kann.
Außergewöhnliches Design
In optischer Hinsicht unterscheidet sich die Google Daydream VR-Brille maßgeblich von der derzeitigen Konkurrenz. Wirken die anderen VR-Headsets eher wie klobige schwarze und graue Kunststoffkästen, so erweckt die Stoffvariante von Google sofort einen gemütlichen Eindruck. Das Gehäuse besteht aus einem Mix aus Fleece und Neopren, wodurch sie sich angenehm an die Gesichtsform anpasst.
Das VR-Gefühl der Google Daydream
Das Virtual-Reality-Gefühl, das mit der Google Daydream in Kombination mit dem Pixel XL möglich ist, überzeugt auf ganzer Linie. Der Nutzer hat das Gefühl, sich mitten im Geschehen zu befinden, was vor allem daran liegt, dass die Kopfbewegungen ohne feststellbare Verzögerungen direkt in der virtuellen Realität wiedergegeben werden.
Bei den Cardboard-Apps ist die Latenz deutlich höher, wodurch das echte Mittendrin-Gefühl zum Teil auf der Strecke bleibt. Im Bezug auf die Latenz und das Headtracking erreicht die Google Daydream View das Niveau der teureren Samsung Gear VR.
Allerdings ist das Blickfeld etwas kleiner. Ein weiterer kleiner Kritikpunkt, der jedoch nur bei genauem Hinschauen bemerkbar wird, besteht darin, dass das Pixel XL zur Bildung von Schlieren neigt, wenn man den Kopf schnell bewegt. Bei den Smartphones, die für die Gear VR verwendet werden können, fällt dieses Phänomen weniger stark auf. Speziell bei der Darstellung von Schrift sind die Schlieren bei der Daydream von Google gut erkennbar.
Der Controller der Google Daydream VR-Brille
Ein großer Vorzug der Google Daydream besteht in dem separaten Controller. Die Bedienung war der häufigste Kritikpunkt der bisherigen Cardboard-VR-Brillen, weil das Smartphone zum Steuern immer wieder aus der Brille entnommen werden musste, um Einstellungen vorzunehmen. Das ist gerade bei VR-Brillen, die sich schwierig aufsetzen lassen, äußerst umständlich. Völlig anders ist das jedoch bei der Daydream: Hier befindet sich eine Fernbedienung mit Sensoren im Lieferumfang.
Optisch sieht sie nicht anders aus als eine Fernbedienung für TV-Geräte. Sie verfügt über vier physische Knöpfe und ein Touchpad. Der Controller liegt dank seiner kleinen Abmessungen und aufgrund des geringen Gewichts sehr gut in der Hand. In den VR-Apps dient er als virtuelle Hand. Das heißt, dass er je nach Anwendung eine neue Gestalt annimmt. Während die Fernbedienung beim Baseball als Schläger dient, schwingt der Spieler im Game „Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ den Zauberstab.
Allerdings ist der Controller nicht in der Lage, sich im Raum zu orientieren, wie das bei der HTC Vive, der Playstation Move oder der Oculus Touch möglich ist. Deshalb fühlt sich die Fernbedienung in der virtuellen Realität am Anfang etwas merkwürdig an, weil der Arm starr ist, sich das Handgelenk aber bewegen lässt. Trotzdem ist das Spielgefühl mit dem Daydream-Controller nach einiger Zeit deutlich natürlicher als mit herkömmlichen Gamepads oder dem Touchpad, das im Gehäuse der Gear VR eingebaut ist.
Noch fallen bei Tests mit dem Controller noch ein paar typische Kinderkrankheiten auf. Manchmal springt der Cursor unbeabsichtigt herum, wodurch eine Neukalibrierung erforderlich ist. Sie nimmt nur zwei Sekunden in Anspruch. Mitunter wird auch die Bluetooth-Verbindung kurzzeitig unterbrochen. Hier muss Google in Zukunft noch einmal nachbessern.
Headtracking völlig ohne externe Sensoren
Wie es bei Smartphone-VR-Brillen üblich ist, muss auch die Google Daydream VR ohne eine externe Hardware-Unterstützung funktionieren. Die Gear VR besitzt deshalb einige Sensoren in der Smartphone-Halterung, während die Daydream von Google das Tracking komplett in die Hände des Smartphones legt. Aus diesem Grund kann auf eine physische Kopplung zwischen VR-Headset und Mobiletelefon verzichtet werden. Das Gehäuse verfügt lediglich über einen passiven NFC-Chip. Er signalisiert dem kompatiblen Smartphone, dass es Zeit ist, um in den VR-Modus zu schalten.
In der Praxis funktioniert das ohne Probleme: Man legt das Smartphone ein, schließt die Klappe, legt das Gummiband an und schon läuft die VR-App. Sie dient als Startmenü, das komplett in der Virtual Reality gesteuert werden kann. Gleichzeitig fungiert die App als App Store. Das ist ein großer Vorteil, denn so lassen sich sämtliche Apps und Spiele, die mit der Daydream kompatibel sind, downloaden, ohne dass das Headset abgenommen werden muss.
Software und Spiele
Zum Start der Daydream VR-Brille von Google war die App-Auswahl noch sehr eingeschränkt: Es gab lediglich elf kompatible Apps. Mittlerweile ist das Angebot schon gewachsen. Es ist davon auszugehen, dass in den nächsten Wochen täglich neue Apps für die Google Daydream View erscheinen. Der Grund: Es gibt im Play Store schon mehrere Hundert Apps, die mit wenig Aufwand für die Daydream modifiziert werden können.
Ausgeliefert wird die Google Daydream View mit den typischen Google-Diensten wie Google Street View, Google Play Video und YouTube. So können Nutzer schnell Videos in der virtuellen Realität genießen. Einige Apps zeigen schon gut, was mit der neuen VR-Brille von Google alles möglich sein wird: So kann sich der User bereits mithilfe des Controllers durch virtuelle Räume bewegen oder durch die Street-View-Landschaften wandern.
Vorteile und Nachteile der Google Daydream VR-Brille
Die Google Daydream View hat einige Vorteile, die für den Kauf sprechen. Es gibt allerdings auch ein paar Nachteile, die berücksichtigt werden sollten. Die folgende Liste zeigt die wichtigsten Pro- und Contra-Punkte im Überblick:
Vorteile:
- Controller inklusive
- Intuitive Bedienung
- Preiswert in der Anschaffung
- Angenehmer Tragekomfort
Nachteile:
- Bisher nur mit Pixel und Pixel XL kompatibel
- App-Auswahl noch überschaubar
Die Google Daydream View ist direkt bei Google oder bei der Telekom für einen Preis von 69 Euro erhältlich, wobei der Controller inklusive ist. Zusätzliche Kosten fallen nur noch für das Smartphone an. Leider ist die VR-Brille momentan nur mit dem Pixel und dem Pixel XL einsetzbar. Laut Google sollen aber schon bald weitere Smartphones unterstützt werden. Der reine Preis der VR-Brille ohne Smartphone liegt zwar deutlich über den Anschaffungskosten für die Google Cardboard VR-Brille, aber immer noch unter dem Preis der Samsung Gear VR.
Fazit
Im direkten Vergleich zur Cardboard bietet die Google Daydream View ein besseres Mittendrin-Gefühl. Hinsichtlich der Bildqualität kann diese VR-Brille beinahe mit dem Gear-VR-System von Samsung mithalten. Lediglich aufgrund der Bildung von Schlieren und wegen des kleineren Schichtfelds unterliegt sie der Gear VR knapp. Lesenswert ist in Punkto Fazit auch dieser Beitrag von mobilegeeks.
In manchen Punkten ist die Google Daydream aber klar überlegen: Das gilt zum Beispiel für den günstigen Anschaffungspreis von lediglich 69 Euro und das komfortable Gehäuse aus Stoff. Letzteres bietet einen weitaus höheren Tragekomfort als die Gear VR. Praktisch ist zudem der Controller, der die Steuerung um ein Vielfaches erleichtert und für mehr Spielspaß in der virtuellen Realität sorgt.
Leider kann die Daydream derzeit nur mit den Google-Smartphones Pixel und Pixel XL verwendet werden, die dem Premium-Segment angehören und dementsprechend teuer sind. Allerdings möchte Google die Kompatibilität in naher Zukunft auf Smartphones aus dem Mittelklasse-Bereich ausweiten, sofern die Daydream VR-Brille Fuß fassen kann. Dann stehen die Chancen gut, dass sich die Google Daydream View als Standard für mobile VR-Brillen etablieren kann. Wer auf der Suche nach einem günstigen und doch eindrucksvollen System ist, um in die Virtual Reality einzusteigen, wird mit der Kombination aus Google Daydream VR und Pixel oder Pixel XL sicher keinen Fehler machen.